AZ Oberallgäu Kultur 26.07.2017
Seltene Schönheiten
Klassik Das Ensemble „Consortium Classicum“ eröffnet den Oberstdorfer Musiksommer mit selten zu hörender Kammermusik für Streicher und Bläser von Mozart, Beethoven und dessen Zeitgenossen Friedrich Witt
Oberstdorf So reizvoll die Besetzung mancher Kammermusikwerke auch sein mag, so schwierig ist es oft, sie zum Klingen zu bringen: Zu speziell sind die Ansprüche. Seit den 1960er Jahren widmet sich das „Consortium Classicum“ in variabler Besetzung solch selten zu hörenden Schätzen der Musikliteratur. Und damit hat das Ensemble selbst Geschichte geschrieben: Es erhielt zahlreiche Preise, trat bei renommierten Festspielen wie jenen in Salzburg und Wien auf, wirkte bei Fernseh-Dokumentationen und Filmen mit, bereiste mit seiner Kunst die ganze Welt, schuf ein Musikarchiv mit zu Unrecht vergessenen Meistern des 18. und 19. Jahrhunderts.
Einen von ihnen stellt das „Consortium Classicum“ auch beim Eröffnungskonzert des Oberstdorfer Musiksommers vor: den Beethoven-Zeitgenossen Friedrich Witt. Sein Septett muss sich zum Auftakt des Klassikfestivals neben jenem Beethovens und einem Oktett von Mozart behaupten. Mit dem Cellisten des Ensembles, Armin Fromm, sprach Veronika Krull über das ungewöhnliche Programm.
Das Septett in Es-Dur, op. 20, von Ludwig van Beethoven hat – etwas ungewöhnlich – sechs und nicht vier Sätze: Warum diese Vielsätzigkeit?
Armin Fromm: Das Werk ist eine Serenade. Schubert hat in seinem serenadenähnlichen Oktett auch mehr Sätze geschrieben, auch sechs. Das Stück ist eben kein Streichquartett oder Trio, die meist vier Sätze haben. Es ist eine gemischte Besetzung mit Streichern und Bläsern.
Im gleichen Jahr wie Beethoven wurde Friedrich Witt geboren, später Hofkapellmeister in Würzburg. Steht sein Septett in der gleichen Tradition?
Fromm: Nein, das ist nicht wirklich vergleichbar. Beethovens Musik ist viel komplexer. Friedrich Witts Werk ist ein abendliches Ständchen, ein fröhliches Stück, sehr heiter.
Wolfgang Amadé Mozarts Oktett ist eigentlich eine Umarbeitung des vom Komponisten hochgeschätzten Quintetts Es-Dur für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, KV 452. Das Oktett soll als Straßenmusik geschrieben worden sein ...
Fromm: Ursprünglich war es ein Quintett für Klavier und Bläser. Wie damals üblich, gab es ja keine Tonträger, kein Radio. Und so wurden die Stücke für andere Besetzungen umgeschrieben, je nachdem, welche Instrumente zur Verfügung standen.
Sie spielen bei dem Oberstdorfer Auftritt in wechselnder Besetzung – mal mit sieben, mal mit acht Musikern.
Fromm: Ja, wie es die Komposition vorschreibt. Bei dem Werk von Friedrich Witt kommt noch eine zweite Geige hinzu. Einen Tag später spielen wir übrigens in der Sonnenalp ein Streichquartett von Haydn und eines von Mozart.